Um das Schulkonzept der Verbandsgemeinde Bitburger Land hat es viel Aufruhr gegeben. Eltern fühlten sich von der Verwaltung übergangen und die Verwaltung sich falsch verstanden. Nun hat der Verbandsgemeinderat einstimmig das kritisierte Konzept verabschiedet, mit einigen Änderungen.
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Sie wollten applaudieren. Sie durften nicht. Zuschauern war die Meinungsäußerung untersagt. Wer klatscht, äußert oder unterstützt eine Meinung. Fast fluchtartig verließen deshalb die Zuschauer die Bademer Gemeindehalle. Draußen wurde geklatscht. Viele Eltern der Oberkailer Grundschüler umarmten sich, lachten und freuten sich. Die Entscheidung des Verbandsgemeinderates (VG-Rat) sei ein Sieg gewesen, sagen die Eltern. Ein Sieg über die Verwaltung, die aus Elternsicht zu weit gegangen war.
Grundschulkonzept einstimmig beschlossen
Es waren Existenzängste, die sich in den letzten Monaten und Wochen breit gemacht haben. „Kann ich noch arbeiten gehen oder muss ich kündigen, damit ich mein Kind so versorgen kann, wie ich es für richtig und gut halte?” Ausgelöst wurden die Ängste durch das neue Schulkonzept, das die Gremien der Verbandsgemeinde (VG) Bitburger Land erarbeitet haben. Aufgefordert vom Land, musste die VG handeln und ein zukunftsfähiges Konzept für Grundschulen auf die Beine stellen.
Dieses Konzept wird die Grundschulen in den kommenden Jahren prägen und verändern. Gesetzliche Ansprüche wie Ganztagsplätze müssen dabei ebenso berücksichtigt werden wie Anforderungen an Schulräume oder pädagogische Ansätze. Sprachförderung, Digitalisierung und Integration werden wichtige Themen sein, genauso wie die demografische Entwicklung. Oder einfach die Frage, wo werden wann wie viele Grundschulplätze benötigt.
Skepsis gegenüber Ganztagsschulen
Janine Fischer ist die Bürgermeisterin der VG Bitburger Land. Für viele der Eltern, die in den vergangenen Wochen gegen das geplante Konzept mobil gemacht haben, ist die Bürgermeisterin das personifizierte Bild einer Verwaltung, die sich von den Bürgern entfernt hat. Man werde nicht gehört, Vorschläge nicht berücksichtigt und man fühle sich im Stich gelassen, mit Fragen wie: “Muss ich mein Kind nun in eine Ganztagesschule schicken, auch wenn ich das nicht möchte?” Es geht also um Selbstbestimmung, um Regeln und Gesetze, die mit dem täglichen Leben im Dorf in Einklang gebracht werden müssen.
Studie: Grundschule Oberkail sofort schließen
Bisher habe es kein tragfähiges Schulkonzept gegeben, sagt Frau Fischer. Alleine deshalb sei es wichtig gewesen, ein solches Konzept zu erarbeiten und dem VG-Rat vorzulegen. Grundlage des Schulkonzepts ist eine Studie der Projektgruppe biregio. Das Bonner Unternehmen hatte im Auftrag der VG aus verschiedenen Datensätzen Fakten zutage gefördert, die für einige Schulstandorte wie Oberkail, Neidenbach, Bickendorf oder Rittersdorf weitläufige Konsequenzen bedeuten.
Für die Verwaltungschefin sei von Anfang an klar gewesen, dass die Studie nur eine Grundlage sei, um darauf aufzubauen. Bereits sehr früh habe man sich um Transparenz bemüht. In verschiedenen Formaten wurden Ortsbürgermeister, Schulleiter, Ratsmitglieder und Mitglieder der betroffenen Ausschüsse eingeladen, das Konzept weiterzuentwickeln. Von mangelnder Transparenz und Mitspracherecht könne nicht die Rede sein. Sie sei sehr froh, dass es jetzt einen einstimmigen Beschluss des Rates geben würde, sagt Frau Fischer.
Keine Investitionen in bestimmte Grundschulen geplant
Autor der kritisierten Studie ist Wolf Krämer-Mandeau. Er sei sehr pragmatisch vorgegangen, sagt er. Man müsse sich nur die Lebensphase von Kindern vom ersten bis zum zehnten Lebensjahr anschauen, um eine Ahnung dafür zu bekommen, wo die Herausforderungen für ein tragfähiges Schulkonzept liegen. Kita-Kinder hätten bereits heute einen Anspruch auf Ganztagsplätze und dieser Anspruch komme nun auch für Grundschulkinder im Jahr 2026. Bereits daraus ergäben sich für die Grundschulen in der VG enorme Herausforderungen. Rechne man noch hinzu, wie sich einige Orte entwickeln werden, wenn zum Beispiel Neubaugebiete entstehen, dann würde sich für die verschiedenen Schulen ein klares Bild abzeichnen. Wie dieses Bild aussieht, hat Krämer-Mandeau aufgeschrieben. Er empfiehlt beispielsweise die baldige Schließung der Oberkailer Schule.
Fachkräfte fehlen in Grundschulen
Am Ende geht es auch ums Geld. Nicht jeder Standort kann erhalten bleiben. Es fehlt an mangelnden Perspektiven, am Platz und auch am Personal. Der Fachkräftemangel ist nicht nur im Handwerk, sondern auch an Schulen spürbar. Und die VG Bitburger Land hat keinen Geldspeicher, aus dem man sich unendlich bedienen kann. Deshalb werden Investitionen gezielt eingesetzt. Etwa für die Grundschulen in Wolsfeld, Idesheim, Rittersdorf, Kyllburg und Bettingen. Für andere Schulen bleibt dann kein Geld mehr übrig. In Oberkail wird es deshalb keine Investitionen mehr geben, lediglich der jetzige Zustand solle erhalten werden.
Durch den Investitionsstopp werden Standorte irgendwann nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Es ist also absehbar, worauf es hinauslaufen wird.
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