Wie kann der Bitburger Stausee in Biersdorf im Hochwasserschutz eingesetzt? Diese Frage wurde während einer Veranstaltung am Stausee nachgegangen. Das Ergebnis ist deutlich.
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Viele Bürger fühlten sich alleingelassen an diesem verhängnisvollen Tag im Juli 2021. Auch Jahre danach sind Stausee und seine Funktion Thema in zahlreichen Gesprächen. Hätte eine andere Handhabung Schlimmeres verhindern können?
Während eines Themenabends am Bitburger Stausee wurde diese und weitere Fragen beantwortet. Effektiven Hochwasserschutz könnten Gemeinden nur im Kollektiv organisieren, sagt Joachim Gerke. Gerke ist für den Hochwasserschutz bei der Struktur und Genehmigungsdirketion Nord (SGD Nord) zuständig. Viele Anwohner, Bürgermeister oder Feuerwehrleute fragen sich, welche Funktion der Bitburger Stausee in Biersdorf im Hochwasserschutz erfüllt?
Gerke ist an diesem Abend nach Biersdorf gekommen, um mit rund 40 Menschen aus den Gemeinden entlang der Prüm darüber zu sprechen, was im Juli 2021 mit dem Stausee passiert ist und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Gerke wird gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Schuhmacher Antworten liefern und alte Erkenntnisse neu ins Gedächtnis rufen. Schuhmacher ist Arbeitsbereichsleiter bei der Regionalstelle Trier. Wenn jemand Antworten kennt auf die bohrenden Fragen, dann ist es Schuhmacher. Er ist zuständig für Wasserhaushalt und Grundwasser.
Stausee wurde als Mehrzwecktalsperre gebaut
Über den Stausee berichtet Schuhmacher, dass bereits in den 90er Jahren ein Gutachten festgestellt habe, dass der See nur sehr eingeschränkt für den Hochwasserschutz geeignet sei. Die in den 70er Jahren geschaffene Infrastruktur sei als Mehrzwecktalsperre gebaut worden. Sie solle neben dem Hochwasserschutz auch für die Freizeit genutzt werden. Durch die Funktion des Stausees könnten daher Schäden abgemildert oder zumindest verzögert werden,
verhindern lassen würden sich diese nicht. Das stellen die beiden Referenten schnell klar.
Kommunale Konzepte gegen Starkregen
Eine andere Lösung sei erfolgversprechender: kommunale Solidargemeinschaften müssten entstehen, um einen gewissen Schutz vor Extremereignissen wie 2021 zu haben. Rheinland-Pfalz sei hochwassererprobt, stellt Schuhmachers Chef Gerke bereits zu Beginn klar. Über die Jahrzehnte hätte man viel Erfahrung gesammelt. Neu sei, mit welcher Wucht Wetterereignisse mittlerweile zuschlagen würden. Deshalb müsse es in den Regionen, in den Kommunen Starkregenvorsorgekonzepte geben. Dies sei eine Lehre aus den Ereignissen von 2021.
Gerke verweist darauf, dass nicht etwa das Land dafür verantwortlich sei, sondern die Kommunen. Allerdings mache Wasser nicht vor Ortsgrenzen Halt, deshalb seien kollektive Konzepte der Gemeinden der richtige Ansatz. Das Land fördere sogar, wenn sich die Kommunen organisieren. „Die Mittel stehen bereit“, sagt Gerke. Es benötige aber auch Schaffens- und Willenskraft.
Glimpflicher Ausgang der Hochwasserkatastrophe in der Eifel
Mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe haben beide Referenten eine klare Auffassung. In der Eifel sei man gut weggekommen. Zwar habe es ähnlich viel geregnet wie an der Ahr und auch die Welle sei mit 20 Millionen Kubik ähnlich wie die Flutwelle an der Ahr gewesen, jedoch hätten Landschaft und der Verlauf des Regengebietes einen Unterschied gemacht.
Die breiten Täler an der Prüm hätten im Gegensatz zu den steilen Tälern an der Ahr einen großen Unterschied gemacht, außerdem sei das Regengebiet in der Eifel schneller und anders weitergezogen als an der Ahr. Trotz des im Vergleich zur Ahr glimpflichen Verlaufs hat die Flutkatastrophe auf die Planungen bei der SGD Nord Auswirkungen. Solche Extremwetterereignisse müssten in künftigen Planungen berücksichtigt werden, sagt Gerke. Dies könnte sich etwa auch beim
Brückenbau bemerkbar machen.
Angesichts der Herausforderungen sprechen die Referenten davon, dass die Vorsorge vor Extremereignissen verbessert werden müsse, verhindern ließen sich solche Ereignisse allerdings nicht.
Info
Die Veranstaltung zum Hochwasserschutz wurde von Landtagsabgeordneten Nico Steinbach (SPD) veranstaltet. Steinbach sagt, dass er in zahlreichen Gesprächen mit betroffenen Bürgern die Erkenntnis gewonnen habe, dass hier ein gewisser Informationsbedarf bestehe. Aus diesem Grund habe er die Initiative ergriffen und den Informationsabend geplant und über die Bühne gebracht.
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